Die Mediation, Ausbildung und Durchführung
Die Mediation (Streitschlichtung)
Die Mediation ist in fünf Phasen eingeteilt.
In der ersten Phase geht es im Wesentlichen darum, den Streitenden die Ziele und die von allen Beteiligten einzuhaltenden Regeln zu erklären. In dieser Situation betonen die Mediatoren ausdrücklich, dass sie neutral sind und dass alle Gespräche vertraulich behandelt werden. Erst nachdem die zu mediierenden Schüler ihre Zustimmung gegeben haben, kann zur zweiten Phase übergegangen werden.
In der zweiten Phase stehen die unterschiedlichen Standpunkte der Streitenden im Mittelpunkt. Jeder Schüler erzählt den Hergang und die Empfindungen aus seiner Sicht. Die Rolle der Mediatoren ist dabei gekennzeichnet durch aktives Zuhören, eventuelle Rückfragen und die Zusammenfassung der unterschiedlichen Schilderungen und gleichzeitig können die betroffenen Kontrahenten ihren Gefühlen freien Lauf lassen und ihr Herz ausschütten. Erst nachdem die Konflikthintergründe ausreichend beleuchtet und für alle Beteiligten verständlich geklärt wurden, kann die nächste Phase beginnen.
Die dritte Phase ist durch die Konflikterhellung gekennzeichnet, d.h. es sollen verborgene Interessen, Hintergründe und Gefühle, die den Streit ausgelöst haben könnten, deutlich gemacht werden. Wenn man hört, was der Andere denkt und fühlt, welche Emotionen zu dem Konflikt geführt haben, kann der Andere besser verstanden und die Beweggründe für den Streit nachvollzogen werden. Um dieses Ziel zu erreichen greifen die Mediatoren auf gewisse Sprachtechniken wie Orientierungsfragen, Spiegel und Pendeln zurück. Zum Abschluss dieser Phase wird den Streitenden der Erfolg der Mediation verdeutlicht, indem hervorgehoben wird, dass man der Lösung des Problems einen großen Schritt näher gekommen ist. Gleichzeitig werden sie aber auch positiv verstärkt, indem ihnen eine ausgezeichnete Mitarbeit an der Lösung bescheinigt wird.
Phase vier zeichnet sich durch das "Umschreiben des Drehbuchs" aus. Dabei wird verdeutlicht, an welcher Stelle des Streits die Gefühle der Schüler ins Negative gekippt sind. Anschließend werden Möglichkeiten von allen Beteiligten aufgezeigt, wie die Streitsituation hätte gerettet werden können, indem alternative Reaktionen durchgespielt werden. Wichtig in dieser Situation ist die direkte Kommunikation zwischen den Streitenden. In der letzten Phase wird ein sogenannter Mediationsvertrag geschlossen. Dieser wird - um eine größere Verbindlichkeit zu erzielen - von den Mediatoren und von den Schülern unterschrieben. In dieser zukunftsweisenden Abmachung geht es in der Regel um den friedlichen Umgang miteinander. Dieser wird z.T. dadurch erreicht, dass die Schüler - auch zur Wiedergutmachung - ein Tauschgeschäft abschließen und Vorschläge sammeln, wie z.B. "Ich helfe dir in Deutsch" und "Ich lade dich dafür zum Eis ein". Diese werden dann von den Mediatoren schriftlich festgehalten und auf Fairness und Realisierbarkeit hin untersucht.
Nach ca. zwei Wochen findet eine Nachbereitung der Mediation statt, in der überprüft wird, ob die Abmachungen eingehalten wurden.
Die Ausbildung zur Mediatorin/zum Mediator
Die Ausbildung findet ein Mal pro Schuljahr in je acht bis zehn Veranstaltungen statt, die jeweils in zwei Schulstunden an den Nachmittagen durchgeführt werden. Je sprachgewandter die Schüler sind, desto weniger Zeit wird benötigt. Dabei ist immer wieder deutlich geworden, dass Schüler der Jahrgansstufe 9 R besonders geeignet sind.
In den Veranstaltungen werden die unterschiedlichen Phasen in Form von Rollenspielen eingeübt, wobei die oben genannten Sprachtechniken wesentlich sind. Die Rollenspiele werden dabei immer wieder von den Schülern analysiert und reflektiert, um anschließend Alternativen zu besprechen. Nach der Ausbildung schließt sich eine kurze Lernkontrolle an, in der die wesentlichen Elemente der Mediation abgefragt und so überprüft werden.
Die Durchführung
Hier nehmen grundsätzlich zwei Schüler als Mediatoren teil und leiten das Gespräch. Dabei wird der Mediationsplan zweiwöchig erstellt und allen Schülern und Kollegen zugänglich gemacht. Zudem wird ein Exemplar im Sekretariat hinterlegt, so dass die Schulleitung und die Sekretärinnen zu jeder Zeit wissen, welche Mediatoren im Streitfall angesprochen werden müssen. Die Mediationen werden grundsätzlich - wenn nicht anders erforderlich - in der fünften Unterrichtsstunde durchgeführt, da die meisten Streitigkeiten in den großen Pausen stattfinden. Bei der Erstellung des Einsatzplans wird besonders darauf geachtet, dass die Schüler im wöchentlichen Wechsel an anderen Tagen eingesetzt werden. So wird vermieden, dass bei einem möglichen Unterrichtsausfall immer das gleiche Unterrichtsfach betroffen ist.