17.03.2017
"Europa macht Schule" zu Gast in der 10 Ra
Europa macht Schule an der EKS
von Frau C. Fink
Am vergangenen Freitag besuchte Thibaut Jacques, der aus Metz stammt und zur Zeit ein Studium in Wirtschaftswissenschaften und Politik an der Philipps-Universität Marburg absolviert, im Rahmen von „Europa macht Schule“ die Klasse 10Ra der Erich Kästner-Schule.
Bereits der Auftakt der Projektstunden durch das Zitat Jean-Claude Junckers: „Wer Europa verstehen will, der muss über einen Soldatenfriedhof gehen.“ weckte die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler und knüpfte an ihre aktuelle Unterrichtseinheit in Politik und Wirtschaft „Warum brauchen wir das vereinte Europa?“ an, mit dem sie sich zur Zeit bei ihrem PoWilehrer Ulf-Dieter Fink beschäftigen. Unterstützt wurden sie zudem durch ihre Geschichtslehrerin Fulya Bayar.
Zügig erkannte die Klasse 10Ra, dass in den vor ihnen liegenden Projektstunden zwei Staaten im Vordergrund stehen werden – Deutschland und Frankreich, die immer wieder gegeneinander kämpften, die in 75 Jahren drei Kriege gegeneinander führten und bei denen ein Schlachtfeld zum Synonym von Krieg schlechthin wurde: Verdun.
Zunächst berichtete Thibaut den Schülerinnen und Schülern von seiner Heimatstadt Metz, in der sich viele deutsche Gebäudekomplexe, so auch das Bahnhofsgebäude Metz-Ville, das für ihn eines der schönsten Gebäude seiner Heimatstadt darstellt, befinden.
Daraufhin berichtete er von den Kriegserfahrungen seines Urgroßvaters und hob hierbei die Sichtweise der Franzosen auf die Deutschen und die Unterschiede zwischen alt und jung besonders hervor. Sein Urgroßvater, der zu jung für den Ersten und zu alt für den Zweiten Weltkrieg war, kämpfte in beiden Kriegen freiwillig mit. Er wollte Jahrzehnte später die deutsche Freundin seines Enkels nicht begrüßen und öffnet nicht die Haustür.
Seinen Bericht über das heutige Verdun verdeutlichte er durch eine Karte, die den französischen Offizier Driant zeigt, dem laut Thibaut eine nicht zu unterschätzende Rolle im Verlauf des Ersten Weltkrieges zukam da er bereits im August 1915 den Parlamentspräsidenten Paul Deschanel in einem Brief eindringlich vor einem deutschen Angriff auf Verdun warnte.
Spannend, das zeigten die vielen Fragen der Schülerinnen und Schüler, verfolgten sie den Bericht Thibauts über das heutige Verdun, der Stadt, in der sein Großvater lebt.
Anhand eines von ihm mitgebrachten Umschlages, der die Umgebung Verduns zeigte, erläuterte er das heutige Stadtbild und ging dabei auf die noch immer sichtbaren Granattrichter, die Relikte, wie das amerikanische Krankenhaus, Fort Douaumont und das in der Nähe gelegene Mémorial Douaumont mit dem Beinhaus sowie den Soldatenfriedhof ein.
Im weiteren Verlauf des Projektes arbeiteten die Schülerinnen und Schüler fünf Persönlichkeiten der deutsch-französischen Aussöhnung und Freundschaft heraus (Gustav Stresemann, Aristide Briand, Robert Schuman, Charles de Gaulle, Konrad Adenauer),
wobei Thibaut besonders die Gruppen, die französische Politiker und Persönlichkeiten bearbeiteten, unterstützte. Die Ergebnisse präsentierten sie anschließend mithilfe von Moderationsplakaten.
Franzöische Kriegserfahrungen und Sichtweisen sowie französische Politiker: Da durfte etwas Kulinarisches aus dem Nachbarland nicht fehlen. Quiche Lorraine und anschließend Macarons, finanziert von dem Förderverein der EKS, fanden geschmacklichen Anklang bei der 10Ra.
Die vier Projektstunden schlossen mit einem Blick in die Gegenwart, in Form einer Diskussion über die deutsch-französischen Beziehungen heute, ab. Während die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10Ra die Kooperation fast ausschließlich auf politischer Ebene sehen und wenige Städtepartnerschaften sowie ausbleibende Schüleraustausche beklagten, hob Thibaut die Wichtigkeit des Austausches vor allem im Jugendalter hervor.
Möglich gemacht wurde die Durchführung dieses Projektes durch den Verein „Europa macht Schule“, der vom DAAD betreut und von der Kultusministerkonferenz unterstützt wird. Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, europäische Gaststudierende und Lehrer in Kontakt zu bringen, die gemeinsam ein Projekt planen. Nicht zuletzt wird so der Europagedanke in das Klassenzimmer getragen und für die Schülerinnen und Schüler greifbar gemacht.
Weitere Informationen zum Verein „Europa macht Schule“ und dem Standortteam Gießen sind hier zu finden:
https://www.europamachtschule.de/
https://www.facebook.com/EuropamachtSchuleGiessen